Monatsimpuls April 2023

Wochenimpuls zum Sonntag Judika (26. März 2023)

7 Wochen ohne Verzagtheit

5. Woche: Wir gehen gemeinsam!

Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

(Rut 1,16-17)

Vor einigen Wochen ging es in einer Radiosendung um die Frage, wie wir Entscheidungen fällen. Die Sendung, bei der Hörer:innen anrufen und von ihren eigenen Strategien berichteten, bot einen bunten Strauß an Zugängen zu diesem schwierigen Alltagsthema: Wie komme ich zu der für mich richtigen Entscheidung? Die einen werfen eine Münze und schauen, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind oder sich eher unwohl fühlen. Dann nämlich wird das Münzorakel verworfen. Die anderen machen lange Pro- und Kontralisten und beginnen Abwägungsprozesse. Manche wollen ganz fix entscheiden, da ja fast alle Entscheidungen auch wieder revidierbar seien. Eine spannende Sache dieses Entscheiden…

Wie machen Sie das?

Der biblische Bezugspunkt für die neue Fastenwoche sind markante Verse aus dem Buch Rut. Rut hat eine Entscheidung getroffen. Sie sagt zu Ihrer Schwiegermutter Noomi:

Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.
Wo du bleibst, da bleibe ich auch.
Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.

Wir gehen zusammen. Wir bleiben zusammen. Ich binde mich an dein Volk und deinen Gott.

Eine Entscheidung, die seit rund 2500 Jahren Geschichte gemacht hat. Denn das Buch Rut erzählt eine Geschichte der Überwindung von Not, Feindschaft und Trennung und der Bedeutung von Familie, Solidarität und Bindung, von Mut und Hoffnung. Es geht um eine Entscheidung, die gerade in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, von schier unendlichen Möglichkeiten und Unüberschaubarkeiten ihre Bedeutung behält. Denn auch wenn ich durch Online-Portale und deren Algorithmen gestützt aus der Vielzahl der Optionen den perfekten Job, den/die Partner:in mit der höchsten Trefferquote generieren kann: Es ist und bleibt meine Entscheidung und meine Verantwortung – Fehlentscheidungen und Scheitern inbegriffen. Und das ist gut so. Hauptsache wir entscheiden uns und binden uns dann wirklich. Keine halbherzigen Sachen. Kein: „Vielleicht verpasse ich dann möglicherweise ja eine noch tollere Chance!“

Das Buch Rut ist ein Plädoyer für die Verbindlichkeit – auch wenn klar ist, dass sich fast alles ändern kann. Ich habe den/die andere/n vielleicht falsch eingeschätzt. Ich habe mich selbst vielleicht übernommen. Die Zeiten ändern sich. All dem zum Trotz: Das gemeinsame Aufbrechen, Gehen und Vertrauen in die Zukunft ist das, was trägt. Da geschieht es dann, dass wir zu dem großen JA, in das unser Leben nach jüdisch-christlichem Verständnis eingebettet ist, immer wieder unser eigenes Ja hinzufügen.

Um noch einmal das diesjährige Fasten-Motto „Leuchten statt Verzagtheit“ aufzugreifen:

Von welcher Ihrer Entscheidungen würden Sie sagen: „Da war ich echt eine Leuchte“?

 

Und: Lesen Sie die Geschichte von Noomi und Rut doch einmal nach! Es lohnt sich. Sie finden das Buch Rut im Alten Testament nach den fünf Büchern Mose, dem Buch Josua und dem Buch der Richter 😊

Eine gute neue Fastenwoche wünschen Ihnen

Ihre Stefanie Alkier-Karweick

(Landespolizeipfarrerin der EKvW)

Wir trauern

um unseren Kollegen Pfarrer Will Wohlfeil, der im Alter von 62 Jahren am 15. März unerwartet verstorben ist.

Seit vielen Jahren war er als nebenamtlicher Polizeiseelsorger in der KPB Unna tätig.

Wir verlieren einen geschätzen Kollegen und sind in Gedanken bei seiner Familie.

Die evangelische Polizeiseelsorge in der Evangelischen Kirche von Westfalen

 

 

Wochenimpuls zum Sonntag Lätare (19. März 2023)

7 Wochen ohne Verzagtheit

4. Woche: Und wie ich strahle!

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

(Matthäus 5,14-16)

 

Da wird uns schon viel zugemutet: Das Licht der Welt zu sein!

Oder könnte man nicht auch sagen: Da wird uns viel zugetraut?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit diesen Worten geht. Mich machen sie etwas bange. Ist denn nicht „Bescheidenheit eine Zier“?

Es gibt einen berühmten Text von Mariannne Williamson, der mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich das oben zitierte „Lichtwort“ aus dem  Matthäusevangelium lese. Ihre Worte ermutigen mich immer wieder neu, das eigene Licht nicht zu sehr unter den Scheffel zu stellen. Nicht, um andere Leute klein zu machen, sondern umgekehrt, um andere Menschen zu motivieren, auch ihr Licht leuchten zu lassen. Sie schreibt:

„Unsere tiefste Angst ist nicht die, dass wir unzulänglich sind. Unsere tiefste Angst ist die, dass wir über die Maßen machtvoll sind. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns am meisten erschreckt. Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant, großartig, talentiert, fabelhaft sein sollte? Aber wer sind Sie denn, dass Sie es nicht sein sollten? Sie sind ein Kind Gottes. Wenn Sie sich kleinmachen, dient das der Welt nicht. Es hat nichts von Erleuchtung an sich, wenn Sie sich so schrumpfen lassen, dass andere Leute sich nicht mehr durch Sie verunsichert fühlen. Wir sollen alle so leuchten wie die Kinder. Wir sind dazu geboren, die Herrlichkeit Gottes in uns zu manifestieren. Sie existiert in allen von uns, nicht nur in ein paar Menschen. Und wenn wir unser eigenes Licht leuchten lassen, erlauben wir auch unbewusst anderen Menschen, das Gleiche zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Furcht befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch auch andere.“ (1)

Selbst strahlen? Wäre doch mal einen Versuch wert, oder?

Ihr Werner Schiewek

(Landespolizeipfarrer der EKvW)

 

(1) Zitiert nach: Marianne Williamson: Rückkehr zur Liebe. Harmonie, Lebenssinn und Glück durch „Ein Kurs in Wundern“. 9. Aufl. München 2016, S. 201.

Interview mit Dietrich Bredt-Dehnen

Mehr Akzeptanz der Seelsorge

Polizeipfarrer: Belastungen für Polizei nehmen zu

Link zum Artikel

 

Himmelblau – Ausgabe 1-2023

Frisch aus der „Druckerpresse“ mit Neuigkeiten und Informationen aus unserer Arbeit

Hier können Sie ihn herunterladen (PDF)

 

Wochenimpuls zum Sonntag Okuli (12. März 2023)

7 Wochen ohne Verzagtheit

3. Woche: Gehen – mit der Frage nach dem, was mich trägt.

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

(4. Mose/Numeri 6,24-26)

Der aaronitische Segen aus dem vierten Buch Mose ist d e r  Segensspruch schlechthin. Vermittelt über Mose wird er Aaron als Priester und damit allen zukünftigen Priestern und Priesterinnen von Gott an die Hand gegeben. So sollen die, die sich nach einer Vergewisserung der Nähe Gottes sehnen, gesegnet werden.

In keinem Gottesdienst darf die Bitte um Gottes Segen fehlen. Vieles kann sich in einem Gottesdienst wandeln: das Vaterunser und der Segen müssen sein – wie das Amen in der Kirche … Vielleicht, weil die meisten nur zu genau wissen, dass niemand von uns alles aus sich allein heraus schaffen kann. Wir sind angewiesen auf andere. Und wir sind angewiesen auf die Zusage: Du bist nicht allein! Gott kommt uns ganz nah. Zweimal wird sein Angesicht erwähnt. Es leuchtet über uns, bringt Glanz in unser Leben. Ein Moment großer Konzentration und großer Worte. Gnade und Frieden.

Auch wenn gerade vieles ins Wanken gerät: Mit dem Segen ist ein Schutzschirm über dir ausgebreitet, der die Wucht des Regens mildert und die Strahlen der Sonne leuchtend weitergibt, wenn der Regen vorbei ist. Gottes Segen lässt Friedvolles wachsen, uns zur Ruhe kommen und darauf vertrauen, dass wir weitergehen können.

Segen zaubert das Schwere nicht weg.

Gesegnet kann ich aber das Gute und Glückliche in meinem Leben würdigen und das Dunkel begrenzen.

Was möchten Sie in dieser Woche der Tragkraft Gottes überlassen?

Ihre Stefanie Alkier-Karweick

(Landespolizeipfarrerin der EKvW)

Wochenimpuls zum Sonntag Reminiszere (5. März 2023)

7 Wochen ohne Verzagtheit

2. Woche: Meine Ängste!

Da trat aus den Lagern der Philister ein Riese mit Namen Goliat aus Gat, sechs Ellen und eine Handbreit groß. Der hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupt und einen Schuppenpanzer an, und das Gewicht seines Panzers war fünftausend Schekel Erz, und hatte eherne Schienen an seinen Beinen und ein ehernes Sichelschwert auf seinen Schultern. Und er stellte sich hin und rief den Schlachtreihen Israels zu: Was seid ihr ausgezogen, euch zum Kampf zu rüsten? Bin ich nicht ein Philister und ihr Sauls Knechte? Erwählt einen unter euch, der zu mir herabkomme. Ich habe heute den Schlachtreihen Israels Hohn gesprochen. Gebt mir einen Mann und lasst uns miteinander kämpfen. Da Saul und ganz Israel diese Rede des Philisters hörten, entsetzten sie sich und fürchteten sich sehr.

(1. Samuel 17,4–11 in Auswahl)

Jede Zeit hat ihre Goliats. Gut gerüstet, extrem selbstbewusst, aggressiv, kampfbereit, siegesgewiss und angsteinflößend. Und angsteinflößend wollen sie auch sein. Denn Angst verunsichert, kann lähmen und macht einen, wenn´s schlimm kommt, sogar handlungsunfähig. Das ist ganz im Sinn der Goliats, damals und heute.

Nun ist Angst zunächst einmal eine völlig normale Reaktion, wenn wir uns bedroht fühlen. Das dürfte für viele Polizistinnen und Polizisten eine vertraute Erfahrung sein. Angst ist der „Ping“ auf dem Gefahrenradar, der sagt: Vorsicht! Hier ist mit Überraschungen, hier ist mit Gefahr, vielleicht mit Aggression und Gewalt, zu rechnen.

David, der sich im weiteren Verlauf der Geschichte dem Zweikampf stellen wird, lässt sich von dem Selbstbewusstsein Goliats vielleicht beeindrucken, aber erstaunlicherweise nicht verängstigen. Sogar die ihm für den Kampf angebotene Rüstung lehnt er selbstbewusst ab. Demgegenüber verlässt er sich auf das ihm Vertraute und Bewährte sowie sein bewährtes Können – seine Steinschleuder, mit der er sich schon vor Löwen und Bären gerettet hatte. So gelingt es David seine Angst zu begrenzen, sich zu „ent-ängstigen“ und die unheimliche Macht seiner Angst zu brechen.

David gewinnt den Zweikampf.

Aber das ist kein Automatismus!

Man unterschätze die Goliats nicht!

Man unterschätze aber auch die eigenen Möglichkeiten nicht!

Mit Augenmaß und Klugheit eingesetzt haben sie so mache zunächst unüberwindbar erscheinenden Ängste dann doch in ihre Schranken gewiesen. Und so den von ihr profitierenden Goliats Grenzen gesetzt. Damals wie heute.

Das ist eine Hoffnung, die wir gerade im Angesicht aktueller Goliats wohl mehr denn je brauchen.

Ihr Werner Schiewek

(Landespolizeipfarrer der EKvW)