Wochenimpuls zum Sonntag Judika (26. März 2023)

7 Wochen ohne Verzagtheit

5. Woche: Wir gehen gemeinsam!

Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

(Rut 1,16-17)

Vor einigen Wochen ging es in einer Radiosendung um die Frage, wie wir Entscheidungen fällen. Die Sendung, bei der Hörer:innen anrufen und von ihren eigenen Strategien berichteten, bot einen bunten Strauß an Zugängen zu diesem schwierigen Alltagsthema: Wie komme ich zu der für mich richtigen Entscheidung? Die einen werfen eine Münze und schauen, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind oder sich eher unwohl fühlen. Dann nämlich wird das Münzorakel verworfen. Die anderen machen lange Pro- und Kontralisten und beginnen Abwägungsprozesse. Manche wollen ganz fix entscheiden, da ja fast alle Entscheidungen auch wieder revidierbar seien. Eine spannende Sache dieses Entscheiden…

Wie machen Sie das?

Der biblische Bezugspunkt für die neue Fastenwoche sind markante Verse aus dem Buch Rut. Rut hat eine Entscheidung getroffen. Sie sagt zu Ihrer Schwiegermutter Noomi:

Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.
Wo du bleibst, da bleibe ich auch.
Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.

Wir gehen zusammen. Wir bleiben zusammen. Ich binde mich an dein Volk und deinen Gott.

Eine Entscheidung, die seit rund 2500 Jahren Geschichte gemacht hat. Denn das Buch Rut erzählt eine Geschichte der Überwindung von Not, Feindschaft und Trennung und der Bedeutung von Familie, Solidarität und Bindung, von Mut und Hoffnung. Es geht um eine Entscheidung, die gerade in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, von schier unendlichen Möglichkeiten und Unüberschaubarkeiten ihre Bedeutung behält. Denn auch wenn ich durch Online-Portale und deren Algorithmen gestützt aus der Vielzahl der Optionen den perfekten Job, den/die Partner:in mit der höchsten Trefferquote generieren kann: Es ist und bleibt meine Entscheidung und meine Verantwortung – Fehlentscheidungen und Scheitern inbegriffen. Und das ist gut so. Hauptsache wir entscheiden uns und binden uns dann wirklich. Keine halbherzigen Sachen. Kein: „Vielleicht verpasse ich dann möglicherweise ja eine noch tollere Chance!“

Das Buch Rut ist ein Plädoyer für die Verbindlichkeit – auch wenn klar ist, dass sich fast alles ändern kann. Ich habe den/die andere/n vielleicht falsch eingeschätzt. Ich habe mich selbst vielleicht übernommen. Die Zeiten ändern sich. All dem zum Trotz: Das gemeinsame Aufbrechen, Gehen und Vertrauen in die Zukunft ist das, was trägt. Da geschieht es dann, dass wir zu dem großen JA, in das unser Leben nach jüdisch-christlichem Verständnis eingebettet ist, immer wieder unser eigenes Ja hinzufügen.

Um noch einmal das diesjährige Fasten-Motto „Leuchten statt Verzagtheit“ aufzugreifen:

Von welcher Ihrer Entscheidungen würden Sie sagen: „Da war ich echt eine Leuchte“?

 

Und: Lesen Sie die Geschichte von Noomi und Rut doch einmal nach! Es lohnt sich. Sie finden das Buch Rut im Alten Testament nach den fünf Büchern Mose, dem Buch Josua und dem Buch der Richter 😊

Eine gute neue Fastenwoche wünschen Ihnen

Ihre Stefanie Alkier-Karweick

(Landespolizeipfarrerin der EKvW)