Psysoz. Lagebild

Jede Polizistin und jeder Polizist spürt in aller Regel, wie gut oder wie schlecht es ihr bzw. ihm geht. Aber weiß die nordrhein-westfälische Polizei, wie gut oder wie schlecht es ihr als ganzer, mithin als Organisation, geht?

Diese Frage hat sich der Ausschuss für den Kirchlichen Dienst in der Polizei der Evangelischen Kirche von Westfalen (AKDP) gestellt (Informationen über die Arbeit des Ausschusses finden Sie hier). Seine Antwort lautet: Sie weiß es nicht. Oder präziser: Sie weiß es nicht so genau, wie sie es wissen könnte. Und der Ausschluss setzt sich dafür ein, das „Könnte“ als ein „Sollte“ zu verstehen. Deswegen hat er eine Ausarbeitung unter dem Titel „Psychosoziale Belastungen in der Polizei Nordrhein-Westfalen“ vorgelegt, in der er die Entwicklung eines ‚psychosozialen Lagebildes der Polizei in Nordrhein-Westfalen‘ anregt und eine Reihe möglicher Indikatoren für ein solches Lagebild vorschlägt (unter anderem Suizidrate, Krankenstand, Burnoutrate, Organisationsklima).

Aus der Sicht des Ausschusses wäre das ein folgerichtiger Schritt in eine Richtung, die die nordrhein-westfälische Polizei dankenswerter Weise in bestimmten Bereichen schon gegangen ist, wie z.B. mit der jährlichen Erstellung der NRW-Lagebilder „Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und –beamte“ seit 2011. Insofern könnten schon vorhandene Daten miteinander verknüpft und sukzessiv um weitere ‚weiche‘ Faktoren  – von denen allerdings viele ‚harte‘ Auswirkungen haben –  ergänzt werden. Damit ist gleichzeitig gesagt, dass es nicht darauf ankäme, auf Anhieb ein rundherum solides oder annähernd perfektes Instrument zur Verfügung zu haben und anzuwenden, sondern der Gewinn läge vielmehr darin, sich überhaupt auf den Weg zu machen, um die Frage „Wie geht´s der Polizei in NRW?“, in psychosozialer Perspektive immer genauer und damit besser beantworten zu können.

Im außerpolizeilichen Bereich gibt es immer mehr Beispiele, die nicht nur die Sinnhaftigkeit, sondern auch die praktische Umsetzbarkeit eines solchen Ansatzes belegen (z.B. der für die Entwicklung und Anwendung eines differenzierten Gesundheitsindexes mit dem Corporate Health Award 2012 ausgezeichnete Otto Versand). Natürlich gibt es gewichtige Unterschiede zwischen der Arbeit der Polizei und Unternehmen im Wirtschaftsbereich, aber in beiden arbeiten – zunehmend älter werdende – Menschen, die mit immer umfangreicheren Herausforderungen und größer werdenden Belastungen fertig werden müssen. Damit hinter diesen Entwicklungen der Blick auf die Menschen nicht verloren geht, sehen wir in einem psychosoziales Lagebild (oder vergleichbare Bemühungen) eine hilfreiche Möglichkeit, der damit verbundenen Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft möglichst umfassend gerecht zu werden.

Die Ausarbeitung kann beim Landespfarramt für den Kirchlichen Dienst in der Polizei der Evangelischen Kirche von Westfalen (Melchersstr. 57, 48149 Münster; Tel.: 0251/2006880; Fax: 0251/2006881; Mail: landespfarramt@polizeiseelsorge-ekvw.de ) angefordert werden.

Werner Schiewek, Landespolizeipfarrer der EKvW